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„Wir Fischer nutzen gern die Gelegenheit, mit unseren Gästen die aktuelle Situation in der Fischerei mit ihren Licht- und Schattenseiten zu diskutieren, Probleme anzusprechen und nach Lösungen zu suchen“. Positiv bewertete Lorenz Marckwardt, Vorsitzender des Landesfischereiverbandes weiter „die Entscheidung der Krabbenfischer, sich wieder dem Landesfischereiverband anzuschließen“.  Vor zahlreichen Gästen  aus Politik, Wirtschaft,  Wissenschaft und Verwaltung in Eckernförde meinte Marquardt zur Entwicklung bei den Fangquoten: „Während es beim westlichen Hering dramatische Quotenkürzungen gab, war die Entwicklung der Dorschquoten durchaus positiv. Aber die besten Quoten nützen nichts, wenn die Preise nicht mitziehen.  Die Quotenkürzungen beim Hering konnten zumindest teilweise durch gestiegene Erzeugerpreise aufgefangen werden.”

Zwei Erzeugerorganisationen aus Büsum und eine aus Tönning sind jetzt in den Verband aufgenommen worden. Innerhalb des Landesfischereiverbandes gibt es nun eine „Sparte See- und Krabbenfischerei der Nordsee“.
„Bei der Politik und Verwaltung finden wir nur Gehör finden, wenn starke Verbände  mit einer Stimme sprechen. Es vergeht kein Monat, in dem wir nicht mit neuen Verordnungen oder Vorschriften konfrontiert werden. Nachdem ab Januar 2011  die EU die Kontrollverordnung in Kraft setzte, kam Ende  April 2011 die Durchführungsverordnung  zur Kontrollverordnung da zu. Neben allem bürokratischen Aufwand, den wir ja schon betreiben, kommt jetzt noch ein Punktekatalog hinzu. Vergehen gegen die geltenden Bestimmungen werden dann je nach Schwere mit Strafpunkten belegt – ähnlich wie die Flensburger Verkehrssünderkartei – und wer sein Punktekonto voll hat, dem wird das Patent entzogen“, erläuterte der Landesvorsitzende Marckwardt und setzte sich dann weiter kritisch mit den Berliner Regierungsvertretern im Zuge der Erörterung des Seefischereigesetztes und seiner Durchführungsverordnungen auseinander. 
„Es fällt mir schwer zu glauben, dass sie diesem Unsinn zugestimmt haben. Aber es muss wohl so sein, denn den ersten Entwurf zur Änderung unseres Seefischereigesetzes bekamen wir ja schon, bevor die Durchführungsverordnung in Kraft war. So etwas nennt man wohl vorauseilenden Gehorsam! Der Fischerei blieb nicht anderes übrig, als hier heftigen  Widerstand zu leisten.“

Ertragslage noch weit von den Erlösen in 2008 entfernt

Die Dorschpreise verzeichneten 2009 einen absoluten Tiefststand. Nach den vorliegenden Statistiken  gab es in 2010 eine leichte Erholung, die sich im ersten Quartal 2011 fortgesetzt hat, aber von den Erlösen in 2008 ist man noch weit entfernt. Eine starke Konzentration auf der Käuferseite und nach wie vor starke Importe verhindern eine stabile Preissituation. Unter Preisdruck steht augenblicklich insbesondere der Dorsch aus der östlichen Ostsee. „Sorgen machen uns auch die wieder gestiegenen Treibstoffkosten, die über 60 Cent/l liegen“, betonte Fischermeister Marckwardt und ging dann weiter auf die Schollenbestände ein.  In der Nordsee haben sie  sich erfreulicherweise gut erholt. Die Freude über die Erhöhung der Schollenquote wird aber stark getrübt durch den Preisverfall.

Krabbenkutter weiter im Existenzkampf 

Die Schlagzeilen beherrscht hat in den letzten Wochen und Monaten die Krabbenfischerei. Der immense Preisverfall bei den Krabben hat u. a. mehrfach zu Fangstopps geführt. Die wirtschaftlich angeschlagenen Krabbenfischer an der Nordsee haben nach mehr als vier Wochen ihren Fangstopp beendet. Finanziell steht die Branche quasi vor dem Aus. Auch weiterhin bedrohen die aktuellen Marktpreise die Existenz der Krabbenfischer. Bei einem Preis von unter drei €/kg  lohnt sich der Fang für viele Fischer nicht mehr.

Fangaufwandsregelung vermindert Attraktivität der Häfen

Ein weiter großes Problem sind die Fangaufwandsregelungen, d.h. die einem Fahrzeug zur Verfügung stehenden Seetage. Nach dem Managementplan für den Ostseedorsch hat ein Kutter, der mit einer Maschenweite ab 90 mm fischt, nur noch 163 Seetage im gesamten Jahr 2011. „Für kleine Fahrzeuge, die nicht in andere Gebiete ausweichen können oder z.B. keine Heringsquote haben, gefährdet das die Existenz. Wenn es im kommenden Jahr nochmals eine Kürzung gibt, können diese Kutter aufgeben“, betonte Fischermeister Marckwardt unmissverständlich und prognostizierte: „Das führt zu  großen Veränderungen in den Häfen an unserer Küste. Die kleinen und mittleren Kutter, die ja gerade die Attraktivität der Häfen ausmachen, werden verschwinden. Eigentlich ist es schon 5 Minuten nach 12, um das noch zu verhindern.“
Marckwardt hoffte dass das Thema „Null-Nutzungs-Zone“  in der Naturschutzverordnung für das Gebiet Oehe-Schleimünde vom Tisch ist. Nach wie vor aktuell ist für den Landesfischereiverband  auch die Verklappung von Baggergut in der Ostsee durch die Vertiefung und Verbreiterung des Nord-Ostsee-Kanals. Grundsätzlich ist der Verband nicht gegen eine Verklappung und  hat daher auch alternative Gebiete angeboten. „Wir haben aber bisher leider nicht das Gefühl, dass man bereit ist, die berechtigten Interessen der Fischerei zu berücksichtigen. Diese Sedimente könnten zumindest im Wesentlichen an Land  verbracht werden. Der Verband hat daher gegen die geplanten Verklappungsgebiete Einspruch eingelegt“, betonte der Landesvorsitzende.

Auch in den „ Fischerei-Management in geschützten Meeresflächen der deutschen AWZ von Nordsee und Ostsee nach Natura 2000“ verbirgt  sich nach Auffassung von Marckwardt eine „Zeitbombe“. Die Schleppnetzfischerei soll in diesen Gebieten gänzlich verboten, die Stellnetzfischerei nur teilweise oder nur mit Auflagen  erlaubt werden. Gleichzeitig erlaubt man aber z.B. in der Nordsee die Sandentnahme oder die Aufstellung von Windmühlen in Schutzgebieten, weil das angeblich umweltverträglich ist. „Wenn ich mich richtig erinnere, ist uns  in den Jahren, als die Natura 2000-Gebiete eingerichtet wurden, immer versprochen worden, dass die Berufsfischerei ihre Tätigkeit unbehelligt ausüben darf. Die Flotte sollte sich nur nicht vergrößern und der Zustand der Gebiete nicht verschlechtern. Die Flotte hat sich eher verkleinert und von einem schlechteren Zustand der Gebiete ist mir nichts bekannt. Also ist der Gewinner wieder derjenige, der die beste Lobby hat und die Fischerei das Bauernopfer“, so Landesvorsitzender Marckwardt.

„Der Landesfischereiverband wird auch in Zukunft die berechtigten Belange der Fischer mit Nachdruck gegenüber der Politik vertreten. Die Fischer gehören zu Schleswig – Holstein. Unser Berufsstand prägt das positive Bild des Landes zwischen den Meeren“, betonte Marckwardt abschließend.

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